Die wohl bekannteste aller Legenden. Seit Generationen weitergegeben, von Wolf zu Wolf, Mutter zu Welpe, Alpha zu Rudel.
Einst, so sagt man sich, als das Land noch aus dichten Wäldern bestand, existierte ein Tal, an dem der ewige Frieden, herrschte. Es war ein wunderschönes Tal mit Pflanzen, die nie ein Tier vorher gesehen hat. Sie alle waren farbenprächtiger, größer und schöner, als alles, was auf dem Rest der Welt wuchs. Die Seen und Flüsse waren so klar, als bestünden sie aus flüssigem Glas. Die Luft war reiner, die Winter milder. Kein Tier, das dort lebte, hatte etwas zu befürchten. Sie hatten alles, was sie zum Leben brauchten, ohne vor den Zweibeinern Angst haben zu müssen. Dieses Tal nannten sie Paradies.
Vor vielen, vielen Jahren, niemand weiß, wann genau es war, lebten 4 große, mächtige Wölfe in diesem Tal. Diese vier Wölfe, auch bekannt als Urwölfe, sind der Ursprung jedes Wolfes auf dieser Welt. Sie waren die weisesten und stärksten Tiere, sodass sie über das Tal herrschen konnten.
Niemand stellte sich ihnen in den Weg, sie wahrten den Frieden und achteten auf die anderen Tiere.
Die Wölfe, wie es der Zufall will, waren 2 Rüden und 2 Fähen, die sich bald darauf trafen. Ihre Namen waren so außergewöhnlich, dass kein normales Tier sie aussprechen konnte. Zwei der Namen konnten in unsere heutige Sprache übersetzt werden: Nizar und Talisa.
Sowohl Nizar und Talisa, als auch die anderen, verliebten sich ineinander. Es dauerte nicht lange, bis die Fähen jeweils 6 putzmuntere, kräftige Welpen zur Welt brachten. Das ganze Tal erfreute sich über den Nachwuchs und hießen die Kleinen Willkommen.
Als die Welpen alt genug waren, fanden sich aus ihnen 6 Paare, die hinaus in die weite Welt zogen, fort von ihrem Geburtstal.
Nach 10 Jahren riefen die Urwölfe ihre Kinder zusammen, um mit ihnen und ihren Nachkommen ein Fest zu feiern. Sie nannten dieses Fest „Fest der Wölfe“. An diesem Fest, so sagt man, seien die Urwölfe punkt Mitternacht in den Himmel gestiegen und zu einer riesigen leuchtenden weißen Kugel geworden, die wir heute als Vollmond kennen. Seitdem wachen sie über jeden Einzelnen von uns. Und so gedenken wir ihrer zu jedem neuen Vollmond mit einem Heulen.
Nach diesem Fest zogen die Nachkommen der Urwölfe wieder in die weite Welt hinaus. Viele von ihnen kehrten erst kurz vor ihrem Tode in das Paradies zurück, um die Schönheit ein letztes Mal zu sehen, und wie einst ihre Vorfahren, zum Himmel zu steigen, um dort als Stern zu verweilen.
Doch je mehr Zeit verging, desto weniger Wölfe kannten noch den Weg zum Tal, sodass es von den Wölfen immer mehr im Vergessenheit geriet. Das Blut in unseren Adern zieht uns dennoch magisch zu seinem Ursprung.